1945-1960

1945-1960

Die Entwicklung des Amateurfunks nach dem Krieg begann im Hessischen Radioklub (HRC). Das Gründungsdatum des Ortverbandes Kassel nach dem Krieg ist der 25. Januar 1947. Für diesen Tag genehmigte die Stadt Kassel dem späteren 1. Vorsitzenden Werner Schulze , DL1AP, eine Versammlung im „Waldecker Hof“ mit einer Zahl von 15-18 Personen.

Hier wurde der „Kasseler Amateur – Radio-Club“ offiziell aus der Taufe gehoben. Das Gründungsdatum liegt vor der offiziellen Gründung des HRC, die erst im Februar 1947 durch die Miltärbehörde genehmigt wurde.

Die Mitgliederliste des OV Kassel wies am 30.3.1947 immerhin schon 30 Mitglieder aus. Nach den damals üblichen Schwarzsenderzeiten und den damit verbundenen persönlichen Schwierigkeiten, kam es am 3. Juli 1948 endlich zur ersten Lizenzprüfung, an der eine Reihe Kasseler OMs teilnahmen. Sie erhielten die ersten nach dem Krieg wieder ausgegeben Rufzeichen, beginnend mit DL1AA.
Wegen der noch fehlenden gesetzlichen Regelung allerdings erst Ende März 1949. Bereits im April 1949 konnte die örtliche Presse unter der Schlagzeile „DL1AI antwortet wieder“ von sofort einsetzenden – jetzt offiziellen – Sendeaktivitäten berichten. Die Nachkriegsaktivitäten standen ganz im Zeichen des Selbstbaues und der Ausnutzung der Surplusware aus den Militärbeständen.

Feste im eigenen OV und in den nach und nach entstehenden Nachbarortsverbänden wurden organisiert, Ausflüge wurden gemeinsam mit den XYL unternommen. Das erste große HAM – Fest startete am 4.2.1950, die mitgebrachten Pullen Alkohol wurden in einer 8-Liter-Flasche zusammengekippt und mit Zucker versüßt, mit fatalen Folgen fürs Wohlbefinden …

Im Mai 1950 ging der OV Kassel mit einer Ausstellung in einer Gaststätte in Kassel-Niederzwehren an die Öffentlichkeit. Beflügelt von der guten Resonanz folgte ein Jahr später eine weitere Demonstration des Amateurfunks im Schaufenster der örtlichen Presse („Hessische Nachrichten“) mitten in der Innenstadt.

Amateurfunkausstellung am 21. Mai 1950
Amateurfunkausstellung am 21. Mai 1950

Inzwischen hatte Fritz Betche, DL6QY, der beim Kasseler AFN-Sender angestellt war, die Leitung des OV übernommen. Er und DL1AP, Werner Schulze , machten die ersten UKW – Reflektionsversuche auf 144 MHz von Kassel über den Hohen Meißner nach Dudenrode, dem damaligen Wohnort des Lehrers DL1AP. Die „CQ“ berichtete ausführlich über die Ergebnisse der Versuche aus einem damals noch sehr unbekannten Frequenzbereich. Die Nachbarschaft von Fritz nahm ausgiebig an diesen Versuchen teil, denn Fritz brachte mit seiner Eigenbaustation rund 400 Watt auf die Antennen und versorgte nicht nur die unmittelbare Nachbarschaft, sondern den gesamten Stadtteil mit stundenlangen Musiksendungen, natürlich nur zu Modulationsversuchen …

Der neu entstandene DARC tagte 1952 in Kassel, Beisitzer im Vorstand wurde DL1AP. Er machte bereits früh auf die Bandeindringlinge im 80-m-Band aufmerksam. Damals reifte die Idee der „EIGHTY-METER-COMMUNITY“ (EMC), aus der sich dann später das „Deutschlanddiplom“ (DLD) und die „Distrikts- und Ortsverbandskenner“ (DOK) entwickelten.

Versammlungsraum war jahrelang die Postkantine, in der unter Leitung von DJ1 SP, Willy Kirchoff, seinerzeit Nachrichtenoffizier beim BGS, Ausbildungsunterricht in Technik und Morsen abgehalten wurde. Diese Kurse führten zu erfolgreichen Lizenzprüfungen in Kassel. Am 24.3.1954 übernahm DL9ZJ, OM Rolf Baum die Leitung des Ortsverbandes.Auch in seiner Amtszeit wurde die Ausbildung des Nachwuchses gefördert. Versammlungs- und Schulungsraum waren jetzt im Haus der Jugend an der Fuldabrücke. Später ging man zum gemütlichen Plausch in das „Kleeblatt“, wegen eines Streites um den Bierpreis mußte man wieder wechseln. Die neue Kneipe nahm voll an der einsetzenden „Hähnchen Freßwelle“ teil, also wurde dem OV wieder gekündigt. Nach einem kurzen Zwischenspiel in einer Weinstube wurde für über zwei Jahre das Lokal „Tegernsee“ der wöchentliche Versammlungsort. Hier war die Tauschbörse für Material und Informationen, denn UKW-Relais oder Packet Radio (PR) waren völlig unbekannt.

Mitglieder des Ortsverbandes Kassel bei einem Besuch
des Sendehauses auf dem „Hohen Meißner“ am 19. Mai 1957

Ausgedehnte Funkrunden in Amplitudenmodulation auf dem 80m- Band am Sonntagvormittag brachten zusätzliche Informationen zu der immer weiter fortschreitenden Einseitenband (SSB)-Technik. Die ersten Geräte und Bausätze erschienen hierfür auf dem Markt, industrieell gefertigte 10-m- und 2-m-Geräte sorgten für das Versiegen der wöchentlichen persönlichen Treffen. Das ganze, bisher gewohnte Amateurfunkwesen erfuhr eine wesentliche Wandlung in Art und Form, die Vernachlässigung des Selbstbaues begann…

Im OV-Leben gab es auch einige Highlights: Prof Dieminger (verstorben in 2000), Ulrich L. Rohde (Juniorchef der firma Rohde und Schwarz) und der leider sehr früh verstorbene Günter Laufs (DL6HA) berichteten vor zahlreichen Zuhörern über neue Entwicklungen und Erkenntnisse aus ihren Fachgebieten.

 
14.11.01 – DJ3AS, Foto: DARC-Archiv Baunatal